Zweiter Fachtag "Frühe Hilfen" mit großer Resonanz - Über 100 Fachkräfte diskutierten über die Auswirkungen des gesellschaftlichen Wandels auf Kinder

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Lippstadt. Unter dem Titel „Gesellschaftlicher Wandel und Auswirkungen auf Kinder“ fand jetzt der zweite Fachtag im Rahmen des Netzwerkes „Frühe Hilfen in Lippstadt“ statt. Der Fachtag hatte das Ziel, die Verflechtung von Arbeitsmarkt, Care-Arbeit und kindlichen Bedürfnissen deutlich zu machen. Mehr als 100 Fachkräfte aus den Bereichen Gesundheitshilfe, Jugendhilfe und der sozialen Sicherung, aber auch aus Unternehmen, Stiftungen und Politik, diskutierten im Evangelischen Krankenhaus engagiert mit den Referentinnen über familienfreundliche Lösungen.

 

Zu familiären Auswirkungen des gesellschaftlichen Wandels referierte Prof. Dr. Christiane Rohleder von der Katholischen Hochschule NRW in ihrem Einführungsvortrag. Sie machte deutlich, dass die Balance für Eltern zwischen Beruf und Familie schwieriger geworden ist. Nach wie vor werde mehrheitlich ein traditionelles Rollenmuster gelebt, indem Mütter für die Care-Arbeit (Sorgearbeit) zuständig und Väter weiterhin als Haupternährer tätig seien. Parallel dazu seien aber die berufliche Qualifizierung und der Wunsch der Mütter nach frühzeitigem Wiedereinstieg in den Beruf stark gestiegen. Ebenso aber auch der Wunsch der Väter, sich an der Kindererziehung intensiver beteiligen zu können. Zudem habe sich das Bild des Kindes hin zum gleichberechtigten Familienmitglied gewandelt, das Anspruch auf Beziehung, Förderung und Schutz hat.

 

In den sich anschließenden Kurzvorträgen von Professor Eva Briedigkeit von der Fachhochschule Südwestfalen, Marion Stijohann und Henriette Goldbeck aus dem betrieblichen Gesundheitsmanagement von Hella sowie Sabrina Chodura von der Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche der Caritas wurde der soziale Wandel aus Sicht des Arbeitgebers, der Eltern, der Kindertageseinrichtungen und der Kinder näher beleuchtet. 

 

Dabei betrachtete Eva Briedigkeit insbesondere den Spagat zwischen erweiterten Öffnungszeiten, der Forderung nach mehr Bildung und den am Kind orientierten Konzepten. Marion Stijohann und Henriette Goldbeck erläuterten das Familienkonzept der Firma Hella, um Mitarbeiterfamilien bestmöglich zu entlasten. Sabrina Chodura ging abschließend auf die Bedürfnisse von (Klein-)Kindern nach Bindung, Alltagsritualen und Phasen der Erholung ein.

 

Netzwerkkoordinatorin Kerstin Werner von der Stadt Lippstadt fasste die Erkenntnisse der Veranstaltung und das Fazit für die über 100 Beteiligten so zusammen: „Um Kindern ein seelisch gesundes Großwerden zu ermöglichen, benötigen Familien Zeit füreinander. Diese Zeit entsteht nur durch eine gemeinsame Anstrengung von Gesetzgeber, Unternehmen und Eltern. Skandinavien macht es uns vor: Die Geburtenrate dort steigt, seitdem Eltern gleichberechtigt in erhöhter Teilzeit arbeiten können, Unternehmen die Familienfreundlichkeit zum Gesamtkonzept machen und der Staat durch erhöhte Geldleistungen den Eltern längere Care-Zeiten ermöglicht.“

 

Das nächste Netzwerktreffen „Frühe Hilfen in Lippstadt“ findet voraussichtlich am Mittwoch, 30. Oktober 2019 statt.

 

Mit über 100 Fachkräften aus den Bereichen Gesundheitshilfe, Jugendhilfe und der sozialen Sicherung, aber auch aus Unternehmen, Stiftungen und Politik, diskutierten die Referentinnen um Netzwerkkoordinatorin Kerstin Werner (2.v.r.) und Andre Wagner, Pflegedienstleiter der Kinderklinik am EVK (2.v.l.), beim zweiten Fachtag des Netzwerks „Frühe Hilfen in Lippstadt“ über familienfreundliche Lösungen. Foto: Stadt Lippstadt