Lippstadt. Erfolgreiche Lösungen sind immer Kompromisse, die von beiden Seiten akzeptiert werden – diese Erkenntnis hat Hubert Hüsgen in seiner zehnjährigen Tätigkeit als Schiedsperson gewonnen. Jetzt beenden er und sein langjähriger Amtskollege Martin Schulz ihre ehrenamtliche Tätigkeit. Für die Schiedsamtsbezirke II und III werden daher neue Schiedspersonen gesucht.
In ihrer langjährigen Tätigkeit haben beide Schiedsmänner schon viel erlebt und sich mit den unterschiedlichsten Fällen beschäftigt: „Das reicht vom Streit um nicht vorschriftmäßige Zäune bis zum hin zu Lärmbelästigung und Sachbeschädigung“, erzählt Hüsgen. Auch wenn eine Person einem Schiedsverfahren anfangs skeptisch gegenübersteht, lässt sich doch meistens ein Kompromiss finden, ergänzt Martin Schulz: „Häufig stellen Personen fest, dass es sich eigentlich nicht lohnt vor Gericht zu streiten - vor allem angesichts möglicher Kosten und eines ungewissen Ausgangs.“ So landen tatsächlich nur wenige Fälle nach dem Schiedsverfahren noch beim Amtsgericht – eine Tatsache, auf die Hubert Hüsgen durchaus stolz ist. Auch für Martin Schulz sind gelungene Schlichtungen eine tolle Sache: „Gut ist es, wenn beide Seiten zufrieden auseinander gehen und in der Lage sind, sich die Hand zu geben.“
Aber warum überhaupt Schiedsperson werden? „Die Frage, wie kann man Gerechtigkeit erreichen, wenn zwei sich streiten – die hat mich einfach schon immer interessiert“, erklärt Martin Schulz seine Motivation. „Die Tätigkeit als Schiedsperson ist einfach interessant und vielfältig“, bekräftigt Hubert Hüsgen und betont: „Das muss nicht immer einfach sein und ist es auch in vielen Fällen nicht. Aber: Kein Schiedsmann und keine Schiedsfrau sind allein, es gibt immer Hilfe von den Kollegen oder vom Amtsgericht.“
Und welche Fähigkeiten solle eine Schiedsperson mitbringen? „Eine gewisse Lebenserfahrung und Geduld“, findet Martin Schulz. „Und man sollte Interesse an Menschen haben“. Hubert Hüsgen hat zudem noch einen besonderen Wunsch, was seine Nachfolge angeht: „Wir haben zurzeit nur Männer als Schiedspersonen. Wie wäre es demnächst mit einer Schiedsfrau? Das fände ich gut!“
Wer Interesse an dem Ehrenamt hat, kann sich bei Johanna Druffel im Fachdienst Organisation der Stadt Lippstadt unter der Telefonnummer 980 384 melden.
Hintergrund
Schiedspersonen sind ehrenamtliche Streitschlichter, die vom Rat der Stadt gewählt und vom Amtsgericht vereidigt werden. Sie vermitteln bei Nachbarschaftskonflikten, aber auch bei Strafsachen. Wer Schiedsperson werden möchte, muss einige Anforderungen erfüllen: Die Schiedsperson darf beispielsweise nicht vorbestraft sein oder unter Betreuung stehen. Außerdem sollte sie das 30. Lebensjahr vollendet haben, nicht älter als 70 Jahre alt sein und zudem in dem Bezirk des Schiedsamtes bzw. der Schiedsstelle wohnen. Der Wohnsitz in dem Bezirk ist jedoch keine zwingende Voraussetzung. Spezielle Vorkenntnisse sind nicht erforderlich.
Der Rat wählt die Schiedsperson auf fünf Jahre. Die gewählte Schiedsperson darf die Wahl erst antreten, wenn sie durch die Direktorin des Amtsgerichtes Lippstadt bestätigt worden ist. Danach wird die Schiedsperson von der Leitung des Amtsgerichtes auf die Erfüllung ihrer Pflichten verpflichtet bzw. vereidigt.