Maashorst unterwegs - Für die Städtefreundschaft ist kein Weg zu weit

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Lippstadt. „Was, Ihr kommt aus Uden? Mit dem Fahrrad? Die ganze Strecke? Krass!“

 

So bringen einige Passanten ihr Erstaunen über die lange „Parade“ zum Ausdruck, die sich am späten Nachmittag des 13.05.2023 vom Parkplatz am Katholischen Krankenhaus Richtung Innenstadt aufmacht: Es sind Pritschenwagen, Transporter und Motorräder, vor allen Dingen aber laufende und radelnde Menschen im lilafarbenen Sportdress und in bester Stimmung. Fast 100 Personen aus der niederländischen Partnergemeinde Maashorst haben sich nämlich zu einer außergewöhnlichen Tour nach Lippstadt aufgemacht. 

 

Es sind keine Teilnehmenden einer Bürgerfahrt im bequemen Reisebus, keine Privatpersonen mit dem PKW und auch keine Schützenfest- oder Herbstwochenbesucher. Bei dieser Gruppe sind stattdessen Muskelkraft, Teamgeist und Ausdauer gefragt. Denn bei der Rad- und Lauftour von Verwaltungsmitarbeitern und Ratsmitgliedern der Gemeinde Maashorst heißt das Motto: „Der Weg ist das Ziel!“

 

Bekanntlich haben sich die beiden niederländischen Gemeinden Uden und Landerd zum 01.01.2022 zur Gemeinde Maashorst zusammengeschlossen. Eine Tatsache, die sich in Lippstadt allerdings noch tiefer in den Köpfen verankern muss, denn wenn es um die Städtepartnerschaft geht, haben die Meisten noch immer ‚Uden‘ im Sinn (s. o.).

 

Die Fusion ist erfolgreich über die Bühne gebracht worden, ein neues Logo entworfen und im umgestalteten Gemeindehaus hat auch die ehemalige Belegschaft der Gemeinde Landerd ebenso ihren Platz gefunden wie der erweiterte Rat der Großgemeinde Maashorst.

 

Genau der richtige Zeitpunkt also für eine Gemeinschaftsaktion, die Zusammenhalt und Teamgeist stärken soll – eine zweitägige Lauf- und Radtour in die Partnerstadt Lippstadt mit einer Zwischenübernachtung in Borken.

 

Das klingt erst einmal nach einer ambitionierten sportlichen Leistung, nach Spaß und Bewegung, erfordert aber vor allen Dingen eine perfekte Vorbereitung und Organisation.

 

Das machen einige Zahlen schnell deutlich:

 

Für die Vorbereitung gibt es ein immerhin 30-seitiges „Drehbuch“.

 

95 Personen haben an der Tour teilgenommen, 47 von ihnen waren mit dem Rad unterwegs, neun laufend. Schließlich gab es noch elf Motorrad- bzw. Motorrollerfahrer sowie eine Motorrollerfahrerin und das 27-köpfige Organisationsteam. Die Altersspanne reicht von 23 bis 67 Jahren.

 

Insgesamt 15 Begleitfahrzeuge sind im Einsatz: In ihnen sitzt das Versorgungsteam, das für alle Eventualitäten gerüstet ist, und mit diesen wird das Gepäck transportiert, die Verpflegung sowie die Teilnehmenden, die nicht die Gesamtstrecke absolvieren sowie deren Fahrräder.

 

Vier Zwischenstopps täglich gibt es insgesamt, an denen Getränke und ein Imbiss gereicht werden und – wenn nötig – medizinische Versorgung und Reparaturen erfolgen.

 

Achtmal waren Harry Bouquet und Jan Verstegen vom Vorbereitungsteam im Münsterland und rings um Lippstadt unterwegs, um die richtigen Routen auszukundschaften:

 

  • Eine für die Radelnden, die die komplette Strecke absolvieren (115 km am ersten Tag, 133 km am zweiten).

 

  • Eine für die „Teilzeitkräfte“

 

  • Eine für die Lauftruppe, die ebenfalls die komplette Strecke hinter sich bringt, allerdings in zwei Staffelmannschaften,

 

  • Eine für die motorisierte Fraktion, die mit Motorrollern und Motorrädern unterwegs ist.

 

Hunderte Brote schmieren die fleißigen Hände des Vorbereitungsteams; außerdem reichen Sie kiloweise Käsewürfel und Wursthäppchen sowie weitere kleine Snacks.

 

Einen platten Reifen gibt es – er wird direkt vor Ort geflickt. Ebenso werden kleine Schürfwunden mobil versorgt. Zwei Fahrräder und zwei Motorräder fallen aus – für den reibungslosen Transport von Menschen und Material ist natürlich bestens gesorgt.

 

Insgesamt 30 Mitarbeitende der ehemaligen Gemeinde Landerd sind im Team dabei, vier von fünf wethoudern (vergleichbar den Beigeordneten) sowie zwei Damen von der Directie (vergleichbar der Fachbereichsebene).

 

Für das Gesamtpaket aus Übernachtung, Verpflegung, Versicherung, Ausstattung (einheitliche T-Shirts bzw. Fahrradjacken) und Rücktransfer fallen Kosten von 300 Euro pro Person an. Davon tragen alle Teilnehmenden einen Beitrag von 125 Euro, den Rest hat die Gemeinde Maashorst ohne Zögern übernommen. Die Verwaltungsleitung war von der Aktion direkt begeistert; das Ziel „Teambuilding“ wurde schließlich auch beeindruckend erfolgreich erreicht. Auch von der Maashorster Bevölkerung gab es Rückendeckung, allerdings mit einem kleinen Kritikpunkt: Der Eine oder die Andere wären selber gerne mit dabei gewesen. 

 

All diese Fakten sind beeindruckend, können aber die Emotionen, das gestärkte Wir-Gefühl und das tolle menschliche Miteinander nicht beschreiben. 

 

So ist in der großen Gruppe auch ein Tandem unterwegs. Gesteuert wird dies vom wethouder Franko van Lankvelt, der gemeinsam mit Jürgen Minten in die Pedale tritt. Der Ratsherr ist stark sehbeeinträchtigt und könnte ohne Unterstützung nicht an der Tour teilnehmen. Aber nach vier gemeinsamen Trainingseinheiten in Uden trauen sich beide Herren das sportliche Abenteuer zu und werden für ihren Mut mit unvergesslichen Eindrücken belohnt.

 

Beim Empfang durch Bürgermeister Arne Moritz im historischen Rathaussaal ist Margot van Beek vom Vorbereitungsteam zu Tränen gerührt: Vor Begeisterung und Wehmut: Die Aktion war wunderbar, die gut eineinhalb Jahre akribische Vorbereitung haben sich gelohnt, aber nun neigt sich das Abenteuer dem Ende entgegen – fast.

 

Schließlich folgt noch der ausgelassene Abschlussabend mit Buffet, kühlen Getränken und Showprogramm. Denn neben dem Organisationsteam für die Rad- und Lauftour gibt es auch ein Animationsteam, das sich Richtung ins Zeug gelegt hat. Und das im wahrsten Sinne des Wortes. Elly Timmers, Suus van der Heijden, Bas Boerakker und Marja van Oort sorgen – im einheitlich bunten Glitzeroutfit – dafür, dass die Stimmung ganz schnell auf dem Höhepunkt ist. Mit einem Musikbingo bringen sie die „Hundertschaft“ zum Singen und Schunkeln. Immer wieder gibt es eine Polonaise durch den Biergarten und ein wahrer Augenschmaus ist die perfekte Tanzeinlage, die die vier wethouder Harold van den Broek, Franko van Lankvelt, Gijs van Heeswijk und Jeroen van den Heuvel zum Song „Greased Lightning“ spontan präsentieren.

 

Spätestens jetzt bestätigt sich erneut, was die über 50-jährige Städtefreundschaft schon oft gezeigt hat: Was das Feiern angeht, sind die Niederländer einfach Weltklasse!

 

Als sich die Gäste aus Maashorst am Sonntagmorgen wieder auf den Weg nach Hause machen, findet die Gemeindesekretärin, José van Aaken, kurze und prägnante Worte des Lobes: „Die Organisation und Umsetzung der Fusion zwischen Uden und Landerd war sehr gut – die Organisation und Umsetzung der Rad- und Lauftour war perfekt!“  Dem ist Nichts hinzuzufügen.