Lippstadt. Jubiläum für die Lippstädter Feuerwehr: Vor rund 40 Jahren - genau zum 1. Januar 1981 - nahm in Lippstadt die erste Feuer- und Rettungswache mit hauptamtlichen Kräften im Kreis Soest ihren Dienst auf.
„Natürlich war die Feuerwehr in Lippstadt auch schon vorher aktiv, der 1. Januar 1981 ist dennoch ein wichtiges und einschneidendes Datum“, betont Christian Meyer, Fachdienstleiter Brandschutz/Rettungsdienst bei der Stadt Lippstadt. Vor der Gründung der Feuer- und Rettungswache mit hauptamtlichen Kräften 1981 waren in Lippstadt nur drei Feuerwehrmänner im Tagesdienst tätig. Im Einsatzfall wurden diese durch Stadtmitarbeiter aus dem angrenzenden Stadthaus, die in der Freiwilligen Feuerwehr tätig waren, unterstützt. „Das bedeutete, dass im Stadthaus vor dem Einsatz ein Gong schlug und die freiwilligen Kräfte wechselten vom Schreibtisch auf den Feuerwehrwagen. Heute im Berufsalltag völlig undenkbar“, so Christian Meyer.
1981 startete die Feuer-und Rettungswache mit 25 hauptamtlichen Kräften, heute sind bereits 68 Mitarbeiter bei der Feuerwehr und 42 im Rettungsdienst der Stadt tätig. Vier davon befinden sich aktuell in der Ausbildung zum Notfallsanitäter. Aber nicht nur das Personal bei der Feuerwehr ist heute anders aufgestellt, auch der Einsatzschwerpunkt hat sich seitdem verschoben. In den 80er-Jahren war der Feuerwehrdienst hauptsächlich durch Einsätze im Bereich der Brandbekämpfung geprägt, heute hingegen überwiegen die Einsätze im Bereich der technischen Hilfeleistung der Feuerwehr. „Diese Wandlung des Einsatzgeschehens wirkt sich bereits seit Jahren stark auf die Einsatzzahlen der Feuer- und Rettungswache aus. Allein im Feuerwehrdienst sind jährlich zwischen 800 und 1.000 Einsätze zu bewältigen. Betrachtet man die Einsatzzahlen im Rettungsdienst, so liegen diese mittlerweile jährlich bei 12.000 bis 13.000 Einsätze mit steigender Tendenz. Feuerwehr und Rettungsdienst sind dabei heute eng miteinander verknüpft“, erläutert Christian Meyer und verweist auch auf die weiteren Aufgaben der Feuer- und Rettungswache im Bereich Prävention: Die Brandschutzdienstelle fertigt beispielsweise als zentrale Einrichtung des vorbeugenden Brand- und Gefahrenschutzes jährlich bis zu 200 gutachterliche Stellungnahmen an, die für Baugenehmigungsverfahren benötigt werden.
Um sich den verschiedenen Ansprüchen und Herausforderungen stellen zu können, müssen natürlich auch immer wieder Nachwuchskräfte ausgebildet werden: Während für die Ausbildung für den Feuerwehrdienst mit externen Dienststellen kooperiert wird, erfolgt die Ausbildung im Rettungsdienst innerhalb der Lehrrettungswache Lippstadt in Zusammenarbeit mit den örtlichen Krankenhäusern sowie einer staatlich anerkannten Rettungsdienstschule. Im Bereich der hauptamtlichen Feuerwehrausbildung dauert der Laufbahnlehrgang zum Einstieg in den Feuerwehrdienst insgesamt 18 Monate, wobei eine handwerkliche oder rettungsdienstliche Ausbildung eine der Zugangsvoraussetzungen ist. „Auch in der Ausbildung spiegeln sich die steigenden Anforderungen wieder“, erklärt Meyer und nennt beispielsweise die Ausbildung des „Transportsanitäter“, die sich über die Jahre hin zum heutigen „Notfallsanitäter“ entwickelt hat. Dieser verfügt über weitreichende Kompetenzen innerhalb der Notfallmedizin.
Neben kleineren Einsätzen und den zahlreichen Einsätzen mit Menschenrettung nach Verkehrsunfällen oder Wohnungsbränden bleiben einige Fälle besonders im Gedächtnis: Im Jahr 1988 hatte die Feuerwehr mit einem Großbrand in einem illegalen Reifenlager zu tun, bei dem aus dem gesamten Kreisgebiet die Schaumreserven zusammengezogen wurden. 1998 stürzte ein Tornado der Luftwaffe der Bundeswehr in Dedinghausen ab, 2018 gab es gleich mehrfach Großbrände im „Gewerbegebiet Am Wasserturm“. „Auch das Jahr 2020 war mit der Corona-Pandemie eine Herausforderung, die ja immer noch anhält. Die Stadt Lippstadt hat mit ihrer Feuerwehr aber eine sehr gute Schlagkraft im Brandschutz- und Rettungswesen“, ist sich Christian Meyer sicher. Ausschlaggebend dafür sei besonders die gute Zusammenarbeit mit den etwa 380 ehrenamtlichen Feuerwehrkräften im Stadtgebiet: „Die Feuer- und Rettungswache bildet ja nur einen Teil des Gesamtsystems ab. Die hauptamtlichen Kräfte werden bei vielen Einsätzen von den ehrenamtlichen Feuerwehrkräften ergänzt, sodass auch zukünftig die Vorhaltung einer Freiwilligen Feuerwehr ein unverzichtbarer Faktor in der Gefahrenabwehr der Stadt Lippstadt ist und bleibt. So können sich auch in Zukunft die Bürger der Stadt Lippstadt auf ihre Feuerwehr im Notfall zu jeder Tages- und Nachtzeit verlassen“, bekräftigt Meyer.
Hintergrund:
Dem Aufbau der Feuer- und Rettungswache mit hauptamtlichen Kräften ging Ende der 70er-Jahre die Forderung der Bezirksregierung und des Bezirksbrandmeisters voraus, eine hauptamtliche Wache in Lippstadt zu installieren. Ein Blick in die Gesetze zeigte, dass nach Feuerschutz- und Hilfeleistungsgesetz (FSHG) bereits ab 30.000 Einwohner eine hauptamtliche Wache Pflicht war, wobei Ausnahmen bis 50.000 Einwohner gemacht werden konnten. Lippstadt hatte aber Anfang der 80er-Jahre bereits über 60.000 Einwohner. Daher wurde die Stadt verpflichtet, weitere hauptamtliche Einsatzkräfte einzustellen. So beschloss der Rat der Stadt Lippstadt nach eingehender Diskussion am 28. April 1981 eine Aufstockung der Zahl der hauptamtlichen Feuerwehrmänner von bisher drei auf insgesamt 12 Kräfte. Zu den neun neuen Beamtenplanstellen kamen noch 13 Bedienstete der Rettungswache, die ebenfalls mit Wirkung vom 01. Januar 1981 vom Kreishaus in Soest in die neue Feuer- und Rettungswache Lippstadt verlegt wurden. Auch diese Kräfte mussten aufgrund gesetzlicher Änderungen von der Stadt übernommen werden, da die Stadt Lippstadt ab Ende 1979 aufgrund seiner Größe auch zum Träger der Rettungswache Lippstadt wurde. Natürlich waren neben den personellen Veränderungen auch bauliche Anpassungen und Anschaffungen nötig: So zog die Wache vom Seitenflügel des Stadthauses in die Gebäude an der Geiststraße um. Hier mussten in der Folge neue Sozialräume geschaffen werden. Auch der Fuhrpark des Rettungsdienstes wurde um einen Rettungswagen und drei Krankentransportwagen erweitert.
1987 ging der Ausbau in eine zweite Runde: Wiederum forderte die Bezirksregierung eine Aufstockung der Wache auf jetzt 41 Stellen. Neben den erheblichen finanziellen Belastungen für die Kommune bedeutet dies auch erneut mehr Raumbedarf. Im Mai 1988 wird die neue Feuer- und Rettungswache an ihrem heutigen Standort Geiststraße 48 in Betrieb genommen. Auch dieser wurde 2006 noch einmal um einen Anbau erweitert.