Workshop 8: Lippstädter Leitbild zur Sportentwicklung

Nachstehende Ergebnisse haben die Teilnehmer der Ersten Lippstädter Sportkonferenz zu diesem Thema erarbeitet. Die Universität Paderborn hat diese zusammengefasst.

Ankündigungstext
Leitbilder haben mehrere Funktionen: Sie sorgen für Motivation und schaffen Identifikation; vor allem geben sie Orientierung und dienen als Richtschnur für Planungsprozesse. In diesem Workshop wird der Frage nachgegangen, inwieweit die Stadt Lippstadt ein Leitbild der Sportentwicklung braucht und welche Aspekte dort aufgegriffen und formuliert werden sollen. Damit dieses Leitbild zu einem handlungsleitenden Rahmen für zukünftige Strategien und Zielsetzungen der Sportentwicklung wird, sind die sportinteressierte Bevölkerung sowie die Organisationen des Sports in Lippstadt in ihrer Vielfalt einzubeziehen.

Ziele
Funktion und inhaltliche Ausrichtung eines Leitbildes der Sportentwicklung abstimmen, Prozess der Leitbildentwicklung in Gang setzen.

Moderator
Prof. Dr. Heiko Meier, Universität Paderborn

 

Kontext, Diskussionsverlauf und Ergebnisse
Der Rat der Stadt Lippstadt hat im Jahr 2016 ein Kulturpolitisches Leitbild verabschiedet. Diesem Beschluss ging ein Prozess zur Kulturentwicklungsplanung voraus, dessen Ziel es war, Eckpfeiler der Lippstädter Kulturpolitik zu entwickeln. Ziel des Workshops 8 war es, die Relevanz einer Leitbildentwicklung für die Sportentwicklungsplanung zu prüfen, die Funktionen eines Sportleitbildes zu bestimmen, nach den Bedingungen und Chancen der Leitbildentwicklung zu fragen sowie die Bereitschaft zu eruieren, an dem weiteren Prozess zu partizipieren. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Workshops entstammen überwiegend (sport)politischen und administrativen Gremien und Positionen, es haben sich aber auch zwei Vertreter der Lippstädter Sportvereine im Workshop engagiert. Zum Teil verfügen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer über weitreichende Erfahrungen bis hin zur ausgewiesenen Expertise in der Leitbildentwicklung. Alle messen der Formulierung und Verabschiedung eines sportbezogenen Leitbildes eine große Bedeutung zu.

Nach einer Vorstellungsrunde der Workshopteilnehmerinnen und -teilnehmer und der Klärung des Ablaufs wurden im Rahmen einer SWOT-Analyse zunächst intensiv die Stärken des Sports in Lippstadt gesammelt, geclustert und diskutiert. Dabei wurden die Vorteile (Strengths) Lippstadts gegenüber anderen Kommunen herausgestellt, Allein- bzw. Besserstellungsmerkmale benannt und besondere Ressourcen aufgelistet. Neben diesen Erfolgsfaktoren und -strukturen wurde auch die Sichtweise Dritter eingenommen und überlegt, welche Stärken des Lippstädter Sports von außen wahrnehmbar sind. Allein dieser erste Punkt der SWOT-Analyse führte zu einer Reihe von Diskussionen und weiterführenden Überlegungen. Auch wurde mit den vielen Nennungen, die die Stärken des Lippstädter Sportwesens kennzeichnen, die Vielfalt und Breite sowie die gute Organisationsweise des Sports und auch, von welchem Engagement der Sport in Lippstadt getragen wird, deutlich. Dem stehen die Schwächen (Weaknesses) gegenüber. Auch diese wurden gesammelt und gelistet, gerade mit Blick auf unzureichende Ressourcen, die Nachteile und Verbesserungsmöglichkeiten des Sports in Lippstadt (vgl. Abbildung 24).

Eine Systematisierung und Gewichtung der genannten Stärken und Schwächen steht noch aus und wäre mit Fortsetzung des Workshops vorzunehmen. Stattdessen wurden, um erste Ideen für eine in die Zukunft gerichtete Planung zu sammeln, in einer kurzen Gruppenarbeit die Chancen und Risiken (Opportunities & Threats) des Sports in Lippstadt diskutiert und visualisiert und auch erste Visionen für einen Sport im Jahr 2030 entwickelt. Als Vision wurde von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern herausgestellt, dass der Sport einen großen Einfluss auf die Stadt hat und einen wichtigen Beitrag zur Stadtentwicklung leistet, als soziale Kraft mit niedrigschwelligen Teilhabebedingungen, auch für Menschen mit Migrationshintergrund, als Teil der Stadtkultur oder als Attraktor für heimische Unternehmen bei der Suche nach neuen Beschäftigten. Es sollte ein „Pakt für den Sport“ beschlossen werden, durch den der Sport bei allen Entwicklungen immer mitgedacht wird. Der Sport ist gut vernetzt und beispielsweise „systematisch mit der Schule verbunden“. Auch bestehe ein breites Sportangebot für alle Jugendlichen, welches deren Interessen aufgreife und entsprechend hoch nachgefragt werde. Diese Aufwertung des Sports wird von einer Ausweitung der Fachstellen in der Sportverwaltung begleitet und es wird auch Spitzensport in Lippstadt betrieben (z. B. Fußball beim SV Lippstadt). Kurz: Lippstadt gewinnt durch den Sport als lebenswerte Stadt, Lippstadt ist eine „Sportstadt“.

Auf dem Weg zu diesem Idealbild sind Hürden zu überwinden, die insbesondere in einem Vereinssterben aufgrund veränderter Sportnachfrage, in einer Überalterung der Vereinsführungen, dem Verlust an Ehrenamtlichen und finanzieller Unterstützung sowie im Markenbildungsprozess der Stadt Lippstadt gesehen werden. Auch wurden die Risiken genannt, dass ein Kirchturmdenken und ein erlahmendes Interesse an eigener Aktivität und an Engagement der Sportentwicklung schaden können.

Insgesamt wird in dem Workshop deutlich, dass die Stärken und Chancen des Sports in Lippstadt große Potentiale für eine gelingende Entwicklung bieten, die aber weiterer Anregungen und einer Begleitung bedürfen. In besonderer Weise werden im intensiven problembezogenen Austausch, in einer stärkeren Vernetzung und in einer wirksamen Außendarstellung im Sinne einer Werbung für den Sport Möglichkeiten zur Eröffnung neuer Wege und Chancen für den Sport gesehen.

Empfehlungen der Workshopteilnehmerinnen und -teilnehmer
Am Schluss des Workshops wurden die Notwendigkeit und die Dringlichkeit der Diskussion herausgestellt und von allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern betont, dass diese zwingend fortzuführen sei. Ein Leitbild für den Sport sei bedeutsam. Mindestens ebenso bedeutsam sei jedoch auch der Entwicklungsprozess dieses Leitbilds selbst – nämlich im Sinne einer besseren Vernetzung und Bewusstseinsbildung. Trotz des begrenzten Zeitrahmens im Workshop wurde das Ziel, eine Leitbildentwicklung in Gang zu setzen, erreicht. Ein möglicher Abbruch der so gerade begonnenen Sportentwicklungsplanung wurde dabei explizit als ein Risiko für den Sport in Lippstadt genannt. Erste Schritte zur inhaltlichen Ausrichtung sind gemacht und alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer betonten ihre Bereitschaft, sich weiter an der Entwicklung eines Lippstädter Leitbilds der Sportentwicklung zu beteiligen.