Bad Waldliesborn hieß früher Suderlage und war eine Bauerschaft, die zur Gemeinde Liesborn gehörte. Liesborn wiederum war vermutlich eine Gründung Karls des Großen, der hier, höchstwahrscheinlich noch vor dem Jahr 800, ein adeliges Damenstift ins Leben rief. Wegen nachlassender Klosterdisziplin löste der Bischof von Münster dieses Stift im Jahre 1130 auf und gründete an gleicher Stelle eine Benediktiner-Abtei. Nur kurze Zeit später wurde Suderlage das erste Mal urkundlich erwähnt. Die Bauerschaft war damals eine karge, dünn besiedelte Heide- und Bruchlandschaft mit weniger als 100 Einwohnern im Grenzgebiet zwischen Liesborn und der gerade entstehenden Stadt tor Lippe (Lippstadt).
Als im Jahre 1803 die Abtei Liesborn durch den preußischen Staat aufgehoben wurde, änderte sich für die Suderlager Bevölkerung nicht sehr viel. Waren vorher die Abgaben an das Kloster in Liesborn abzuführen, so musste nun an die preußische Rentei gezahlt werden. Immerhin war aber die Bewohnerzahl der Bauerschaft Suderlage bis zu diesem Zeitpunkt auf über 500 Einwohner gestiegen. Im Volksmund nannte man Suderlage in dieser Zeit auf plattdeutsch auch „Brauk“ (das Bruch = feuchte Sumpflandschaft) und die dort lebenden Menschen „Bräuker“, die im Bruch Lebenden, die dort über Jahrhunderte ein dürftiges und sehr bescheidenes Leben führten.
Das sollte sich erst ändern, als im Jahre 1900 unweit des Kreuzkempers (heute: Kurhaus Lindenhof) eine Mutungsbohrung nach Kohle niedergebracht wurde. Durch puren Zufall stieß man bei dieser Bohrung auf eine sehr starke, kohlensäurehaltige Solequelle in einer Tiefe von 900 Metern. Doch trotz dieser heilkräftigen Grundlage für einen Badebetrieb, dauerte es noch eine Reihe von Jahren, bis diese vorzügliche Quelle genutzt werden konnte. Im Jahre 1904 wagte es der Hamburger Großkaufmann Wilhelm Eichholz, im Umkreis der erbohrten Quelle ein Heilbad zu errichten. Die Villen an der heutigen Quellenstraße entstanden und mit dem Bau eines enorm pompösen Bade- und Kurmittelhauses im älteren Teil des heutigen Kurparks wurde begonnen. In einem Nebengebäude der damaligen Gaststätte Lindenhof begann Eichholz mit der Ausgabe der ersten Bäder. Das Bad trug in dieser Zeit den Namen des Besitzers: Bad Eichholz.
Doch bereits 1908 kamen Gerüchte über einen Konkurs auf, die Bauvorhaben kamen zum Erliegen, das Bade- und Kurmittelhaus blieb unvollendet, der Badebetrieb ruhte bald auch völlig, bis es 1912 zur Zwangsversteigerung kam. Dabei gingen der umfangreiche Grundbesitz und die vorhandenen Gebäude in das Eigentum der neugegründeten Deutschen Badegesellschaft zu Hamburg-Altona über. Diese holte mit dem Berliner Sanitätsrat Dr. Stolte einen tüchtigen Geschäftsführer nach hier, der gleichzeitig als Badearzt fungierte. Ihm war es auch zu verdanken, dass das Heilbad im Jahre 1913 unter dem Namen „Waldliesborn“ an die bereits 1887-1890 erbaute Eisenbahnstrecke Lippstadt – Münster angeschlossen wurde. Damit war der Name „Bad Waldliesborn“ geboren. Leider verunglückte im Jahre 1919 der Geschäftsführer und Badearzt Dr. Stolte bei einem Verkehrsunfall in Lippstadt tödlich. Sein Ausfall und die Einwirkungen des Ersten Weltkrieges benachteiligten den weiteren Kurbetrieb erheblich.
Im Jahr 1919 war es auch, als der Bischof von Münster aufgrund der Entwicklung des Bades mit Rektor Franz Beermann, den ersten hauptamtlichen katholischen Pfarrer, nach Bad Waldliesborn schickte, dem der Badeort 10 Jahre später den Bau der katholischen Pfarrkirche St. Josef verdankt.
Die Deutsche Badegesellschaft geriet bald in Finanz- und Liquiditätsschwierigkeiten und verkaufte das Bad im Jahre1920 an den belgischen Staatsangehörigen Jakob Bellings aus Brüssel. Dieser bestellte seine Tochter Julia Frische zur Geschäftsführerin der neugebildeten „Bad Waldliesborn GmbH“, die zuvor den Gastronomen Anton Frische aus Langenberg geheiratet hatte, der die Führung des Kurhauses Lindenhof übernahm. In den Privathänden der Familie Frische blieb das Bad bis zum Jahre 1944. Noch vor dem Ende des Zweiten Weltkrieges ging es dann durch geschickte Verhandlungen in kommunalen Besitz über. Der Provinzialverband Münster, der Kreis Beckum, das Amt Liesborn-Wadersloh und die Gemeinde Liesborn kauften das Bad von der inzwischen alleinigen Besitzerin Frau Julia Frische.
Nachdem in den Nachkriegswirren des Zweiten Weltkrieges zunächst die verloren gegangene Sole in den Jahren 1947/48 neu erbohrt worden war, setzte parallel zum sogenannten deutschen Wirtschaftswunder ein steiler, nie für möglich gehaltener Aufstieg des Bades und Ortes Bad Waldliesborn ein: Zahllose neue Kurmitteleinrichtungen und Kliniken wurden erstellt, der Kurpark wurde großzügig erweitert, zahllose neue Gast- und Beherbergungshäuser entstanden, eine zentrale Wasserversorgung und Abwässerbeseitigung wurde gebaut und eine Umgehungsstraße brachte schließlich eine erhebliche Verkehrsberuhigung für den Badeort. Die positive Entwicklung des Bades hielt an, so dass im Jahre 1959 sogar eine zweite Bohrung nach Sole durchgeführt wurde, die auch in einer Tiefe von 898 Metern fündig war. Die Zahl der Kurgäste stieg im Jahre 1965 auf über 10.000, die Abgabe der Kurmittel kletterte auf die stolze Zahl von 250.000. Da war es nur eine Frage der Zeit, dass der Kurort im Jahre 1974 als staatliches Heilbad anerkannt wurde.
Und dieses märchenhafte Erblühen von Ort und Bad setzte sich bis in die 80er-Jahre fort, bis dann aber bald auch hier erste Auswirkungen der durch die Politik verursachten Gesundheitsreformen zu spüren waren, die schließlich Anfang der 10er-Jahre des neuen Jahrtausends in einer Insolvenz der Bad Waldliesborn GmbH gipfelten. Die Träger des Bades zogen sich überwiegend zurück. Aber das aus der Insolvenzmasse neu gegründete Gesundheitszentrum mit der Eichholzklinik, der Kur- und Verkehrsverein, die Touristik & Marketing GmbH und der aus einer Bürgerinitiative heraus gegründete Verein „Unser Kurpark“ haben es inzwischen verstanden, das angeschlagene Bad wieder auf die Beine zu stellen, um es bald wieder zur früheren Prosperität zu führen.
Seit alters her waren die „Bräuker“ gezwungen, durch enormen Fleiß die Ungunst des Bodens auszugleichen und die Widerwärtigkeiten der Zeit zu bestehen. Nebenerwerb zwang sie zu gewerblichem Fleiß und teilweise händlerischen Unternehmen. Fleiß und Unternehmungsgeist haben aus der ehemaligen Heide- und Bruchlandschaft, aus armen Kotten, ein blühendes Heilbad entstehen lassen, das leider durch äußere Einflüsse in schweres Fahrwasser geriet. Alle „Bräuker“ sind zurzeit dabei, ihr „Schiff“ wieder auf klaren Kurs zu bringen.