Die berühmte Geschichte vom „Ritter der traurigen Gestalt“, geschrieben 1605, könnte eine ziemlich traurige sein, aber das Neue Globe Theater aus Potsdam hat sich ausdrücklich für das Gegenteil entschieden. Das Publikum soll etwas zu lachen haben.
In der Theaterfassung von Jakob Nolte stehen nur zwei Gestalten auf der Bühne: Don Quijote als blechern gekleideter, vor Wahn und Stolz glühender Möchtegern-Ritter und sein Knappe Sancho Panza, mit rundem Bauch und gutmütiger Chuzpe. Zwei ziellose Wanderer, die nicht vom Fleck kommen.
Alles ist hier groß. Das Spiel der beiden Darsteller auf der Bühne, das Schwert Don Quijotes, der Bauch und die Wünsche Sancho Panzas und vor allem der Wahn Don Quijotes, der als leidenschaftlicher Ritterroman-Leser kaum noch zwischen Dichtung und Wahrheit unterscheiden kann. So fühlt er sich plötzlich als mutiger Edelmann, kämpft um seinen Traum, seine schöne Geliebte Dulcinea (in Wahrheit eine Bauerstochter) und trifft auf die gegnerischen Heerscharen (in Wahrheit eine Schafsherde).
Schildknappe Sancho Panza exerziert mit stoischer Regelmäßigkeit und hochkomischer pantomimischer Feinstarbeit die Abendrituale durch – stets bestens synchronisiert mit der virtuos live an der Gitarre eingespielten Musik von Rüdiger Krause.
Miguel de Cervantes Saavedra gilt als Spaniens Nationaldichter. 1605 veröffentlicht er den ersten Teil seines Don Quijote. Der zweite Teil erscheint 1615. Im April 1616 stirbt der Schriftsteller in Madrid.
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neues globe Theater, Potsdamm
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Dauer: 110 Minuten zuzüglich Pause
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© Philipp Plum