Regelrechte Glaubenskriege sind mittlerweile um die Frage entbrannt, wie man Repräsentanten der russischen Kultur zu behandeln habe und ob ihre Einladung den Opfern „zumutbar“ sei. Im Falle Vladimir Sorokins, des prominentesten russischen Gegenwartsautors, ist die Antwort einfach. Unter den vielen erklärenden Stimmen, oft von etwas professoraler Besserwisserei, ragen seine in verschiedenen Zeitungen publizierten Zeitdiagnosen wie Leuchttürme heraus. Und die deformierte Psyche des postsowjetischen Menschen durchleuchtete er in grell-satirischen, bitter-komischen Erzählungen, aus denen wir mehr lernen als aus einem Stapel von Sachbüchern. Sorokin, der seit Russlands Ukraineüberfall im deutschen Exil lebt, dürfte auch der erste Gast des Wortfestivals sein, dessen Werk tatsächlich Bücherverbrennungen und anderen Schmähungen durch putinnahe Organisationen ausgesetzt war.
Wir dürfen uns auf einen experimentellen, aufregenden Abend freuen. Vladimir Sorokin wird auf Russisch aus seinem Erzählungsband „Die rote Pyramide“ lesen, der dem Lippstädter Publikum schon vertraute Schauspieler Peter Espeloer leiht ihm die deutsche Stimme.
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Foto © Maria Sorokina
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